Ein neuer Welpe zieht ein

Realität versus Vorstellung- oder ein Welpe zieht ein

Auf vielen Homepages von Züchtern findet man viele Informationen was man vor einem Welpenkauf beachten soll.
Zentrale Fragen sind hier, ob genug Zeit, Geld und Lust da ist, um sich einen Welpen anzuschaffen und ob man sich bewusst ist, dass der kleine Kobold viele Jahre ein Familienmitglied ist. Sind diese Fragen positiv beantwortet, kann es losgehen.
Es wird im Internet recherchiert und diverse Literatur über Hundeerziehung gewälzt. Jede Sendung im Fernsehen über Hundeerziehung ist für die Familie nun Pflichtprogramm.
Nach der Wahl des richtigen Züchters sucht man sich nun endlich seinen Welpen aus. In Gedanken wird sich ausgemalt wie das Leben mit so einem Welpen jetzt wohl laufen wird.
Man sieht jetzt schon seinen Welpen friedlich im Korb schlummern, es wird sich vorgestellt wie die Kinder nett mit dem Welpen im Garten spielen und wie man ganz stolz mit seinem Welpen spazieren geht und ihn toll mit anderen Hunden auf der Wiese laufen lässt, während man nette Fachgespräche mit anderen Hundebesitzern führt.
Im Hundefachgeschäft lässt man sich über das richtige Futter beraten und die nette Fachverkäuferin teilt dann auch gern mit, was noch alles für den Welpen angeschafft werden muss.
Endlich ist nun der Tag der lang erträumten Abholung da!
Nachdem nun die letzten Details mit dem Züchter besprochen sind zieht der kleine Kerl endlich um.
Und spätestens jetzt kann die Realität beginnen…..
Diese könnte zum Beispiel so aussehen:
Spuckender und zeternder Welpe sitzt nun auf dem Schoß seiner neuen Familie und macht absolut nicht den Eindruck als wenn der die Autofahrt verschlafen möchte.
Nun endlich zu Hause angekommen, natürlich mit mindestens 10 Mal anhalten, weil man das Gefühl hat der Kleine muss mal, inspiziert das neue Familienmitglied erst einmal die Umgebung. Vor lauter Aufregung geht erst einmal die erste Pipirunde in den Hausflur, da bei den 10 Mal anhalten auf der Rücktour alles wichtiger und aufregender war und der Welpe sich nicht gelöst hat.
Die Kinder möchten jetzt aber mit ihrem neuen Freund spielen. Da enorm viel Spielzeug auf Anraten der Fachverkäuferin im Zoofachmarkt gekauft wurde, wird nun alles ausprobiert. Und dann kommt das- der Welpe knurrt tatsächlich die Kinder an und will sein Spielie nicht hergeben!

Dann geht es mit dem Welpen das erste Mal raus. Schließlich hat man sich ja auch einen Hund angeschafft um nun gezwungenermaßen mehr zu bewegen. Also „schwupps“ Halsband und Leine ran und raus geht es.
Nach 2 Schritten wird nun bemerkt, dass der kleine Hund einfach sitzenbleibt und wie ein bockiges Pferd keinen Schritt mitgeht! In Gedanken wird schnell alles was man gelesen hat einmal durchgeguckt….
Endlich wieder zu Hause, den Rückweg ist der kleine Welpe übrigens toll gelaufen, wird das kleine Hündchen erst einmal gefüttert. Danach kurz in den Garten und endlich ab aufs Sofa. Herrn Welpinger wird noch seinen Korb gezeigt und jetzt müssen auch erst einmal alle zur Ruhe kommen…. Leider sieht das der neue beste Freund des Menschen etwas anders. Mit enormer Ausdauer wird nun am Sofa hochgesprungen, dieses soll laut diverser Literatur ignoriert werden, auch das dazukommende Gejaule wird ignoriert- schließlich muss ja auch mal Ruhe sein. Klappt doch, der Welpe ist ruhig, aber was ist das für ein knarrendes Geräusch? Spitze Welpenzähne an Fußleisten geben zum Beispiel so ein Geräusch….
Ein lautes „Nein“ sollte nun das Ganze unterbinden und tatsächlich, es ist Ruhe. Aber was ist das für ein Geruch? Herr Welpinger wird doch wohl nicht…… Oh doch, er hat und das mitten auf den Teppich!

Gut dann können die Kinder ja in den Garten und den kleinen Hund auspowern. Fußball steht auf dem Spielplan der Kids. Der kleine Welpe ist mit Feuereifer bei der Sache. Er rennt hinter den Kids her und beißt ihnen immer wieder ins Hosenbein. Die finden das erst noch witzig bis sich so ein kleiner Welpenzahn in der Wade wiederfindet. So ein unerzogener Hund, wieso beißt er nun auch noch die Kinder? Vorhin hat er sie bereits angeknurrt und nun beißt er auch noch- ich glaube wir haben einen dominanten und aggressiven Welpen gekauft, der ist bestimmt als erster geboren! Der muss wieder weg!

Das war ein kurzer und überzogener Ausflug in die Realität! Natürlich überspitzt und an einigen Stellen mit viel Sarkasmus dargestellt, aber leider auch schon so erlebt.
Es reicht nicht sich zu überlegen, ob genug Zeit, Geld und Urlaubsbetreuung da ist, es reicht auch nicht enorm viele Bücher zu lesen. Man muss sich einfach bewusst machen, dass so ein kleiner Welpe erst einmal enorm viel Geduld, Zeit, Erziehung, Konsequenz, Verständnis und ganz viel Liebe benötigt. Das ganze verpaart mit einem guten Bauchgefühl, einer guten Hundeschule und viel Selbstreflektion. Erst wenn man sich bewusst wird, dass so ein Hund viel Arbeit bedeutet, nicht perfekt ist, manchmal auch überfordert und ein Individuum, welches man nicht per Erziehungsschema A,B oder C einstufen kann, ist man bereit für einen Welpen.

Die Fotos bitte zum Vergößern anklicken!